Wegen Reichtum geschlossen

Lange Zeit ist es her, dass ich diese Seite bespiele, aber da es schon länger in Planung war, hier mehr über mein Dasein als Unternehmer zu schreiben, kommt mir diese skurrile Geschichte aus dem Agenturalltag gerade recht.

Eine Online-Marketing-Agentur im Jahr 2012 zu gründen, war eine grandiose Idee, denn die Möglichkeiten des Internets wurden nur von wenigen Unternehmen genutzt, es kamen stets neue Schlagworte auf und die Plattformen befanden sich im rasanten Wandel. Das Thema „Website“ war und ist stets leicht zu vermitteln, aber bis heute ist der Nutzen von Suchmaschinenoptimierung (SEO), Suchmaschinenwerbung (SEA) oder Social-Media-Marketing längst nicht allen bewusst oder der Schalter legt sich in vielen Fällen verzögert um.

Das ist aber ein Thema für einen späteren Blog-Artikel.

Mein heutiges Thema ist der Umgang zwischen Auftraggebern und Dienstleistern, denn immer wieder passieren derartige überraschende und nicht nachvollziehende Geschichten, die einem den Glauben an die eigene Arbeit in den vergangenen 13 Jahren schwinden lassen.

Der etwas andere Start eines beruflichen Kennenlernens

Alles fängt mit einer harmlosen Kontaktaufnahme über das Kontaktformular meiner Contunda GmbH an, über die ich mich sehr gefreut habe, weil es indirekt um ein bekanntes Wahrzeichen meiner Heimatstadt ging. Alle Konversationen habe ich anonymisiert.

Guten Tag, ich bitte um Kontaktaufnahme zwecks Vereinbarung eines Präsentationstermins. Dauer: 90min. / Inhalt: Präsentation Contunda für XY GmbH, SEO im Zusammenhang mit Neuerstellung Webauftritt sowie Begleitung dieses Prozesses / Informationen zu Leistungen im Performance Marketing für XY nach erfolgreichem Go-Live / Ziel: Leadgenerierung

Vielen Dank,
herzliches Glückauf
Geschäftsführer XY GmbH

Diese E-Mail verriet mir, dass ich hier auf einen professionellen Unternehmer treffe, der kurz und präzise seinen Anforderungskatalog aufzählt und um eine Kontaktaufnahme bittet. Ich antwortete wenige Stunden und am selben Tag wie folgt:

Sehr geehrter Geschäftsführer der XY GmbH,
vielen Dank für Ihre spannende Anfrage. Sehr gerne nutzen wir die Gelegenheit, um uns bei Ihnen vorzustellen.
Vor dem eigentlichen Termin schlage ich vorab ein Kennenlerngespräch vor, um einen besseren Überblick über die Ist-Situation zu erhalten und dementsprechend dann den eigentlichen Präsentationstermin optimal vorbereiten zu können.
Vorab die Frage, ob Sie den Termin gerne als Präsenz-Termin hätten oder als Online-Meeting.
Buchen Sie sich bitte über folgenden Link einen Termin mit mir:
Ich hatte schon ein paar Rückfragen, um einen möglichst zielführenden und passenden Pitch vorbereiten zu können, und ein Vorabkennenlernen ist immer eine gute Idee. Nun erhielt ich in den nächsten 14 Tagen keine Rückmeldung. Nun könnten mir Vertriebler vorwerfen, dass ich nach ein paar Tagen hätte nachfassen können, denn in der ersten E-Mail wurde mir die Telefonnummer mitgesendet. Jedoch tat ich dies nicht, aber auch weil gerade solche Agentur-Castings häufiger so ablaufen und schnell vergessen werden.
Dann erreichte mich folgende Mail:
„IHR HABT WEGEN REICHTUM GESCHLOSSEN…
 …stimmt`s?

Kann aber auch sein, dass bei Euch „zeitnah“ ja „noch dieses Jahr“ bedeutet.
Wer weiß das schon. Ihr habt jedenfalls keine Aussicht auf Neugeschäft, wenn
Ihr Eure Anfragen nicht beantwortet, das wisst Ihr schon, oder???

Viel Erfolg noch, aber auf jeden Fall ohne uns.

Geschäftsführer XY GmbH“

Diese E-Mail machte mich nervös und ich kontrollierte meinen Postausgang, aber die oben zitierte E-Mail ging normal raus. Die einzige Auffälligkeit in der Konversation war, dass die zweite E-Mail von einer anderen E-Mail-Adresse abgeschickt wurde, aber dies sei für diesen Geschäftsführer normal, der für all seinen Firmen unterschiedliche Postfächer nutzen würde. Ich rief daraufhin sofort an und bekam die Antwort, dass er bereits einen Agenturpartner gefunden habe.

Nach wenigen Minuten erreichte mich dann folgende E-Mail:

Zur Info

Unsere IT hat Eure Nachricht aus der Sicherheits-Blockade gefischt. Irgendwas scheint die Aufmerksamkeit unserer Firewall erregt zu haben…

VG Geschäftsführer XY GmbH

PS: Manchmal ist das gute alte Telefon doch noch zu etwas gut, die anderen 2 Agenturen haben mich noch am selben Tag zurückgerufen.

Meine Antwort:

Sehr geehrter Herr Geschäftsführer der XY GmbH,
auch eine IT kann Fehler machen, denn meine Mails kommen glücklicherweise immer durch, sonst wäre der Grund einer Schließung von Contunda nicht der Reichtum.
Ich finde es schade, dass wir aus diesem Grund aus dem Rennen sind, aber ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei dem schönen Projekt.
Falls wir Sie in Zukunft bei einem Projekt unterstützen können, dann freue ich mich auf Ihren Anruf 😉

Wie soll ich diese Konversation für mich abschließen?

Natürlich bleiben in mir Fragen offen, ob ich in der Konversation einen Fehler gemacht habe, aber offen gestanden finde ich keinen. Ich habe auf eine kurze und präzise E-Mail mit einer zielführenden E-Mail geantwortet. Die komprimierte erste E-Mail sendete eindeutig Zeichen, dass mein Gegenüber nicht so viel Zeit hatte, um ein ausführliches Briefing zu schreiben. Hätte ich ohne Termin auf der Mobilfunknummer zurückgerufen, dann wäre die Chance groß, dass ich diesen Geschäftsführer bei einem Termin oder gar in der Freizeit gestört hätte. Das Ergebnis wäre, dass wir einen Termin vereinbart hätten, um ein solch großes Projekt zu besprechen.
Wir hätten beide nicht nur Zeit, sondern in der Hektik auch wichtige Eckdaten vergessen, die später zu einem Problem geführt hätten. Ich habe kein Problem mit Anrufen und vermisse seit der Coronazeit meine Auswärtstermine bei anderen Unternehmen, aber die E-Mail als Zweck für eine Terminfindung ist geläufig geworden.
Jedoch lese ich an dem Verhalten auch etwas anderes. Wenn sich dieser Geschäftsführer, trotz der erfolgreichen Suche nach einer Online-Marketing-Agentur, sich auf diese Weise bei mir meldet, denn scheint er gekränkt zu sein, weil in seinen Augen meine Contunda GmbH nicht mit ihm arbeiten will. Dies ist zwar falsch, aber welchen anderen Auslöser für eine Kontaktaufnahme soll es ansonsten gewesen sein? Die einzig andere Lösung wäre eine Art von Persönlichkeit, die ich meinem Team und mir in jeglicher Form einer Zusammenarbeit nicht zumuten wollen würde, da eine  Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Online-Marketing-Agentur auch auf Vertrauen basiert. Wenn schon die Art der Kontaktaufnahme solche E-Mails bei jemandem auslöst, dann möchte ich ungern über Ziele, Zahlen und Keywords mit demjenigen reden.

Wegen Reichtum geschlossen?

So reich kann ich gar nicht sein, um meine Agentur zu schließen, denn ich arbeite im Online-Marketing seit circa 2008 und liebe diese Arbeit noch immer von ganzem Herzen. Ständig neue spannende Herausforderungen, das Kennenlernen von tollen Menschen, die gemeinsame Zeit mit dem Team, die Weitergabe von Wissen in meiner Rolle als Dozent und so viele spannende Erlebnisse jeden Tag. Es ist die andere Art von „Hobby zum Beruf machen“ geworden.

Dieser Text wird und soll die Meinung des Geschäftsführers nicht ändern, aber manchmal muss ich mir eben solche Dinge von der Seele schreiben, denn die gehören zu dem Alltag eines Geschäftsführers dazu.

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